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Für Dialektik in Organisationsfragen

Hochkonjunktur für Zukunfts- und

sogenannte Sozialtarifverträge

Wie den Pressemeldungen bereits übers Jahr 2024 zu entnehmen war, planen die Kapitalisten in den nächsten Jahren den Abbau hunderttausender Arbeitsplätze. VW ist hierbei mit rd. 35.000 in relativ frischer Erinnerung (KAZ 389/390). Thyssenkrupp Stahl meldet 11.000 und Mercedes 20.000. Wie geplant soll die Welle bzw. wird sie bei Ford, Opel, Porsche, Bosch, ZF, Continental, Schaeffler aber auch im Maschinenbau, der Chemieindustrie und im Baugewerbe fortgesetzt. Nicht zu vergessen die Ankündigungen für die bei der Bahn mit 30.000, der Post und im öffentlichen Dienst auf der Streichliste stehenden Arbeitsplätze. Hierbei liefert der VW-Audi-Konzern fürs Streichen ein aktuelles Beispiel. Am 18. März 2025 meldete das Handelsblatt: „Audi streicht 7.500 Stellen“

Dabei können wir festhalten, nach der Mutter – VW-Konzern – wird nach Schließung des Audi-Werks in Belgien jetzt die nächste Tochter zur Ader gelassen. Zum offensichtlich Anfang des Jahres von der Konzernleitung angekündigten Aderlass hatte Konzernbetriebsrats- und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Schlagbauer festgestellt, man werde der „Liste der Grausamkeiten“ entschlossen entgegentreten und sich auf „alle Eventualitäten“ vorbereiten – und: „Wenn das Unternehmen hier nicht zeitnah einlenkt, gibt es Rambazamba, notfalls auch in der Friedenspflicht.“ Ähnlich wie beim VW-Audi-Mutterkonzern ist es nicht zum „Rambazamba“ gekommen. IGM und Gesamt-Betriebsrat haben mit der Unternehmensleitung in Ingolstadt – größter Standort der VW-Tochter – eine Zukunftsvereinbarung für die zurzeit noch ca. 55.000 Beschäftigten in der BRD abgeschlossen. Nach Aussage der IGM-Bayern konnten bei den entsprechenden Verhandlungen die zunächst von Audi bis 2027 geplanten 12.000 Entlassungen auf die genannten 7.500 begrenzt werden. Diese Zahl sei vertretbar, hat Schlagbauer gegenüber der Zeitung „Wirtschaftswoche“ erklärt. Das ist ein mit ziemlicher Sicherheit vom VW-Audi-Kapital eingeplantes Ergebnis. Damit konnten IGM und Betriebsrat der Belegschaft einen dem Audi-Kapital abgerungenen Verhandlungs-Erfolg präsentieren. In diesem Sinne wurden auch die Presseerklärungen abgegeben. Die Abwicklung erfolgt, wie jetzt schon generell üblich, ohne betriebsbedingte Kündigungen über Altersteilzeit, Aufhebungsverträge und sonstige Möglichkeiten. Dabei sollen von den 7.500 Stellen 6.000 bis 2027 und die übrigen 1.500 bis Ende 2029 gestrichen werden. Nach Audi-Aussage sollen die Streichungen im „indirekten Bereich“ auch mit der Wirkung „Bürokratieabbau“ getätigt werden. Wo genau der Stellenabbau erfolgt, steht noch nicht fest. Mit den jetzt geplanten Maßnahmen will Audi nach Aussage der Kapitalvertreter Döllner und Ros mittelfristig eine Milliarde Euro im Jahr einsparen. Für die Audi-Belegschaft wird dabei die bisherige Ergebnisbeteiligung – 8.840 € in 2024 – „strukturell neu geregelt“ und für mehrere Jahre auf geplante 5.310 Euro gekürzt werden.

Laut Presse-Info hat Kollege Schlagbauer dazu erklärt: „Mit der Absenkung und der strukturellen Neuordnung der Gewinnbeteiligung leistet die Audi-Belegschaft einen wichtigen Beitrag, um die vier Ringe insgesamt wieder wetterfest und zukunftssicher zu machen. Die Audi-Belegschaft investiert über Jahre hinweg viele, viele Millionen Euro in die eigene Zukunft.“

Zu möglichen tarifvertraglichen Opfern der Belegschaft hat er dabei festgestellt: „Es wird keine Absenkung des Tarifentgelts und keinen Wegfall interner Zulagen und Zuschläge geben.“ Die aktuellen Tariflohnerhöhungen würden ebenfalls zu den vorgesehenen Terminen ab 1. April 2025 und 1. April 2026 gezahlt. Die sogenannte Beschäftigungssicherung, der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen wurde bis 2033 verlängert. Der Audi-Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner hat zum Vertragsabschluss erklärt: „Die Zukunftsvereinbarung ist die Basis, um die personelle Transformation weiter konsequent umzusetzen.“ Hierbei zögen in Zeiten des Umbruchs „Unternehmensleitung und Betriebsrat an einem Strang“.

Damit das gemeinsame Strangziehen weiter gut klappt, hat die IGM mit der Konzernführung für die Gewerkschaftsmitglieder, für die Metallerinnen und Metaller eine jährliche Bonuszahlung vereinbart. Wie es heißt, würde damit die Solidarität der Beschäftigten belohnt, „die sich füreinander einsetzen.“

Die müssen allerdings gemeinsam mit dem Teil der vom Bonus Ausgeschlossenen möglicherweise Rambazamba machen, um zu verhindern, dass der Zukunftsdeal mit dem konsequenten Umsetzen der „personellen Transformation“ nicht nach hinten los geht. Sonst könnte die nächste Zukunftsvereinbarung samt nächster „vertretbarer“ Entlassungswelle schnell wieder auf der Tagesordnung stehen.

Ludwig Jost

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