„Um nach jahrelanger Vernichtung aufzubauen, hat das Volk die Macht der Zivil- und Militärbehörden gestürzt und die Regierung selbst in die Hand genommen.“ So beginnt ein Plakat des Arbeiter- und Soldatenrats. Es ist abgebildet in der endlich erschienenen Broschüre „Räterepublik in München 1918 - 1919“, herausgegeben von der DKP München.
Die elende Situation während der Kriegsjahre wird einleitend beschrieben. In der größten Arbeiterstadt Bayerns mit ihren Rüstungsbetrieben wie Krupp, Bayerische Flugzeugwerke (später BMW!) und Maffei kommt es immer wieder zu Antikriegsaktionen und Streiks. Auch in München wehen am 1. Jahrestag der Oktoberrevolution, am 7. November 1918, die roten Fahnen. Wir lesen mit Spannung, wie es zur revolutionären Erhebung der Arbeiter und Soldaten kommt, die zur Ausrufung des „Freistaats Bayern“ führt.
Reich an Details ist die Schilderung der Entwicklung der ersten Räterepublik auf deutschem Boden. Der erste bayerische Ministerpräsident, Kurt Eisner, scheitert, obwohl er großes Ansehen bei den Arbeitern hat. Sein Kompromißkurs ermöglicht es den Führern der Mehrheits-Sozialdemokraten, die Räte zu entmachten. Der Mord an Eisner im Februar 1919 facht die Revolution erneut an. Es wird die spannende Frage beantwortet, warum sich die Kommunisten nicht an der ersten Räterepublik beteiligt hatten, dann aber in den vordersten Reihen standen, als es um die Verteidigung gegen die Reaktion ging.
Wir erfahren vom Ränkespiel der MSPD-Führer, von ihrem Pakt mit den Reichswehrbanditen. Wir lesen von ihrem gescheiterten Putsch gegen die Arbeiter, der Anlaß zur zweiten, zur wirklichen Räterepublik wird.
Es wird aufgelistet und erläutert, welche Maßnahmen nun die revolutionären Räte ergriffen, um die Bourgeoisie in Schach zu halten: angefangen von deren Entwaffnung über die Aufstellung der Roten Garde bis zur Beschlagnahme von Wohnungen.
In den ersten Maitagen 1919 wird die Münchner Räterepublik blutig niedergeschlagen. Die militärische Niederlage ist mit der Einnahme von Dachau durch die Weißen Garden besiegelt. Augenzeugen kommen schließlich zu Wort. Wir erfahren, wie die Münchner Arbeiter Widerstand bis in ihre Wohnviertel leisten. Reichswehr und Freikorps wüten unter der Arbeiterbevölkerung, Schätzungen gehen von 1.500 Getöteten aus.
„Der bestialische weiße Terror konnte als Vorgriff auf die Hitlerbarbarei gelten“, ist im Ausblick zu lesen.
In diesem wird ein Bogen geschlagen von der „Ordnungszelle Bayern“ über den Aufstieg des Faschismus dortselbst bis zu „Chance und Auftrag der Linken“. Es sei nur soviel verraten, daß die CSU dabei nicht zu kurz kommt.
Zahlreiche Fotos und Dokumente ergänzen den Text, wie auch eine Zeittafel von 1914 – 1919. Eine runde Sache ist diese 48-Seiten-Broschüre, sie sollte in keinem linken Bücherregal fehlen.
„Räterepublik in München“ ist erhältlich bei Otto Barck.
Albert-Schweitzer-Strasse 52
81735 München
Preis: 6,50 DM