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Gedicht

Lied von der Käuflichkeit des Menschen

Ins Himmelblau die Rohstoffpreise steigen
Als holde Boten junger Konjunktur.
Der Markt belebt sich schon, und schamhaft zeigen
Sich zarte Triebe börslicher Natur.
Und bleibt die billigste in jedem Land:
Das ist die Ausschussware „Mensch“ genannt.

Der Mensch kommt heutzutag im Durchschnittspreise
Auf zehn Pfund Sterling nur pro Exemplar,
Die Liefrungskosten spart er klugerweise,
Er liefert selbst sich aus mit Haut und Haar.
Ja, er verkauft sich fertig appretiert,
Mit seiner Menschenwürde ausstaffiert,
Und bist du, Käufer mit den Mitteln knapp,
So kauf sie auf Kredit und stottre ab.

Und kannst du weder heut noch morgen zahlen,
Kauf ruhig weiter, kauf sie massenweis.
Zahl statt mit Geld mit faulen Idealen,
Der Mensch verschleudert sich um jeden Preis.
Denn seinesgleichen gibt es viel zu viele,
Er weiß es selbst und handelt auch danach
Und kennt den Kurs im großen Börsenspiele;
Der Geist ist billig, und das Fleisch ist schwach.

Die Rechnung stimmt nicht ganz, du Mann vom Fach,
Du überschätzt des Gläubigers Geduld.
Hast du kein Brot für uns, hast du kein Dach,
Stehn fordernd wir vor deinem Rechenpult.
Der Schuldner löst den Wechsel niemals ein,
Die Ware Mensch will nicht mehr Ware sein.

Aus: ASTORIA von Jura Soyfer, 1937

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