Gedicht
Dies Land, das dem Kopf einer Stute gleicht,
die im Galopp aus dem fernen Asien kam,
um ins Mittelmeer einzutauchen,
das ist unser Land.
Nackte Füße, blutige Handgelenke,
zusammengepresste Zähne
und dazu ein Land wie ein kostbarer Teppich aus Seide,
das ist unsere Hölle, das ist unser Paradies.
Dass die Tore sich schließen, die anderen gehören,
und sich nie wieder auftun mögen, dass endlich
die Menschen nicht mehr die Sklaven der Menschen sind,
das ist unsere Forderung!
Zu leben, allein und frei wie der Baum
brüderlich unter den Bäumen des Waldes,
das ist unser Traum!
Nazim Hikmet
Nachdichtung von Annemarie Bostroem auf Grundlage einer Übersetzung aus dem Türkischen von Herbert Melzig
Quelle: Nazim Hikmet, „und im Licht mein Herz“ – Gedichte, Berlin (DDR) 1971, S.96