Die vorliegende Ausgabe der KAZ hat als Schwerpunktthema Bildung und Erziehung. Die Arbeitsgruppe – mehrheitlich aus jungen Genossinnen und Genossen (auch aus unterschiedlichen Organisationen) zusammengesetzt, die selbst noch in den „Mühlen” von Schule, Ausbildung und Hochschule stehen – hat sich an ein Thema gewagt, dessen sich die Herrschenden gerade mit besonderer Infamie annehmen. Selbst die wenigen Errungenschaften im Gefolge der 68er Studentenbewegung – Ausbau von öffentlichen Schulen und Hochschulen, Wegfall der Studiengebühren, u.a. – werden zurückgenommen. Ganz zu schweigen vom Plattmachen des Bildungswesen in der DDR und die folgende „Kolonisierung” durch westdeutsche wissenschaftliche und pädagogische Vertrauensleute, durch Lehrinhalte und dem wachsenden Einfluss der Konzerne insbesondere auf die Forschung. Die Bildungsmisere, die teilweise katastrophale Ausmaße angenommen hat lässt die BRD auch im internationalen Vergleich weiter zurückfallen. Der Ausweg, den die Herrschaften anstreben? Die „Green-Card”-Debatte – Absaugen von ausgebildeten Arbeitskräften aus Entwicklungsländern zu unwürdigen, diskriminierenden Bedingungen. Die Privathochschulen – Züchten von Möchtegern-Eliten mit Standesdünkel fest am Zügel der Monopole. Das Wiederaufleben des Burschenschaftsunwesens, die Duldung von Naziumtrieben, von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit an den Schulen usw. Die Weichen werden nach rechts gestellt. Warum? Darauf hat die Arbeitsgruppe versucht, Antworten zu finden.
Zunächst geht es darum, die Grundzüge des kapitalistischen Bildungssystems herauszuarbeiten, sowie dann die einzelnen Formen, in denen Bildung vermittelt wird, in ihren Besonderheiten darzustellen. Zu umfassend ist jedoch das Thema, um alle Facetten ausreichend bearbeiten zu können.
Die Schwierigkeit der Thematik liegt in erster Linie darin, Bildung einzuordnen als etwas, das nicht über den Dingen steht, als etwas das nicht per se gut ist. Arbeiterklasse und Kapitalisten haben beide ein Interesse an Bildung. Doch die Interessen sind unterschiedlich – die Arbeiterklasse erhöht mit der Bildung den Wert ihrer Arbeitskraft, das Kapital braucht Arbeiter, die so viel Bildung haben, dass die moderne Maschinerie bedient werden kann. Genauso verhält es sich mit Inhalt und Methodik der Bildung, in ihrer Zeit und unter dem gesellschaftlichen Stand der Technik und dem Kräfteverhältnis der verschiedenen Klassen.
So beschäftigt sich der erste Artikel „Über die Grundlage von Bildung und Erziehung“ mit der Frage: Woher kommt eigentlich die Notwendigkeit Menschen zu erziehen und zu bilden? Und: Wer hat ein Interesse an welcher Bildung? Ein Streifzug durch die Geschichte, von den Anfängen der menschlichen Gesellschaft bis hin zu Bildung im Imperialismus, soll dabei den Blick über den Tellerrand des Heute erleichtern, um Ansätze für das Morgen von Erziehung, Wissenschaft und Bildung zu erarbeiten.
Der Kasten „Die Notwendigkeit gewerkschaftlicher Bildungsarbeit“ ist ein Beitrag eines Arbeitergenossen, der selbst Betriebsratsarbeit macht und hier über seine Erfahrungen berichtet.
Der Artikel „Über das Bildungssystem der BRD“ stellt die Besonderheiten des bundesdeutschen Schulwesen mit seinem dreigliedrigen Schulsystem heraus.
Die Hochschule, vor knapp 30 Jahren noch Schauplatz eines gesellschaftlichen Protestes, richtet sich heute wieder ständisch aus. So bleiben Forderungen und Proteste der Studierenden weitestgehend innerhalb des universitären Rahmens und reaktionäre Kräfte, wie Burschenschaften können sich unter diesen unkritischen Verhältnissen wieder breit machen. Der Artikel „Studenten macht euch auf zum Kampf gegen die Reaktion!“ versucht einen Ausweg aus dieser hochschulpolitischen Misere aufzuzeigen.
Doch für das deutsche Kapital gibt es noch eine Misere ganz anderer Art. Es fehlen Computerspezialisten. Der Artikel „Fachkräftemangel und Green-Card – Imperialistische Konkurrenz und reaktionäre Lösungen“ beschäftigt sich mit der Unmöglichkeit einer Planung im Imperialismus und damit, wie das Kapital den Mangel mit Hilfe einer Verschlechterung der Einwanderungsregelungen, unter die auch die Green Card fällt, begegnet.
Wenn man von dem Bildungssystem der BRD spricht, kann man die Bildung der DDR nicht außen vor lassen. Deshalb haben wir Auszüge aus einem Gespräch zwischen der Ministerin für Volksbildung, Margot Honecker, und dem Vorsitzenden der KP Chile, Louis Corvalán, abgedruckt.
Neben dem Schwerpunktthema wollten wir ohnehin die Reihe der Beiträge zur Gefahr von Faschismus und Krieg im und durch das imperialistische Deutschland weiterführen. In dieser KAZ drucken wir dazu ein Interview mit dem Genossen Kurt Gossweiler ab zum Thema „Faschismus und Antifaschistischer Kampf gestern und heute”.
Es hat erhöhte Aktualität und Bedeutung durch die Ereignisse in Genua erhalten, durch die Ermordung von Carlo Giuliani, durch die losgelassene Soldateska der mit Faschisten und Rassisten gespickten Berlusconi-Regierung, aber auch durch die Haltung der BRD und ihrer sozialgrünen Vertreter.
Die nächste Ausgabe der Kommunistischen Arbeiterzeitung (Nr. 300) erscheint zum Thema “Antisemitismus”
Für die folgenden Ausgaben erarbeitet die Redaktion gerade ein neues Konzept, das wir in der nächsten Nummer vorstellen werden. Wer sich in die Diskussion solidarisch einschalten möchte, ist dazu eingeladen. Die Termine können unter der Redaktionsadresse angefragt werden.
Redaktion der
Kommunistischen Arbeiterzeitung