Am 10. Juli dieses Jahres verstarb Esther Bejarano in Hamburg. Sie war Vorsitzende des Auschwitz Komitees in der BRD e.V. und Ehrenpräsidentin der VVN BdA.
Esther Bejarano wurde 96 Jahre alt. Jeder Antifaschist, jeder demokratisch gesinnte Mensch kannte Esther von den unzähligen Lesungen in den Schulen und den zahlreichen Auftritten mit der Band „Microphone Mafia“, wie auch von ihren wiederholten engagierten Auftritten im Fernsehen bei Talkshows und in der Tagesschau.
Als Überlebende der Hölle Auschwitz hat sie ihre Erinnerungen nicht nur aufgeschrieben, sondern diese bei solchen Veranstaltungen an die Menschen und insbesondere an die Jugend weitergegeben.
Esthers Stimme und Wort hatte Gewicht, nicht nur bei den Antifaschist*innen, sondern auch in der demokratischen Öffentlichkeit. Sie war präzise in ihren Analysen und Anschauungen, bei ihren Schilderungen aus der Zeit des Faschismus und der Beurteilung der aktuellen politischen Situation. Sie nahm nie ein Blatt vor den Mund und wies klar hin auf die Versäumnisse in den heutigen politischen Auseinandersetzungen.
Ob es das Erstarken der faschistischen Bewegung, das Anwachsen des Rassismus und Antisemitismus betraf, Esther stand immer auf der Seite der Verfolgten und Unterdrückten. So bezog sie eindeutig Position für die Rechte des palästinensischen Volkes. Sie prangerte an und kämpfte für Gerechtigkeit und Humanität. Sie tat das aufrichtig und energisch.
Esther war aber nicht nur eine Antifaschistin, Esther war auch Kommunistin und ihr war zu jeder Zeit bewusst, dass der Faschismus untrennbar mit Kapitalismus und Imperialismus verbunden ist. Aus dieser Erkenntnis erwuchs ihr Engagement für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Krieg.
Sozialismus oder Barbarei, das wusste und so lebte Esther Bejarano.
Leider war es Esther nicht vergönnt, dass sie einen ihrer Herzenswünsche noch erleben durfte. Zu gerne wäre sie noch einmal zurückgekommen nach dem mecklenburgischen Städtchen Lübsch, an den Ort, wo sie und ihre Leidensgenossinnen von der Roten Armee und den US-Streitkräften 1945 befreit wurden. In ihrem Buch „Erinnerungen“ schildert sie dieses Ereignis und sie sagte oft, dass das ihr zweiter Geburtstag war.
Die Corona-Pandemie kam dazwischen, so dass es 2020 und 2021 nicht möglich war, das Vorhaben zu realisieren. Es wird aber daran gearbeitet, Esthers Wunsch posthum zu verwirklichen.
Und noch ein Vermächtnis hat uns Esther hinterlassen:
In ihrer letzten Rede am 3. Mai 2021 forderte sie erneut:
„Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.“
Was bleibt von Esther für uns:
Keinen Fußbreit den Rassisten und Faschisten!
Unermüdlicher Kampf für eine bessere Welt, ohne Ausbeutung, ohne Krieg!
Für den Sozialismus!
In Wien entdeckt: Grafiti zu Ehren von Esther Bejarano
Im Gespräch mit Rolf Becker