Für Dialektik in Organisationsfragen
Noch vor der Sommerpause will die bayerische Staatsregierung trotz vielfältiger Proteste ein neues Versammlungsrecht beschließen. Sie behauptet, damit Versammlungen und Aufmärsche faschistischer Organisationen verhindern zu wollen. Doch dieses geplante Gesetz, mit dem die Staatsregierung bundesweit vorprescht, ist ein Angriff auf die Rechte aller demokratischen Kräfte in diesem Land, da es das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit weitgehend aushebelt. Es ist ein Angriff auch auf die Gewerkschaften!
Auf die Straße
Für unsere Versammlungsfreiheit!
Die Proteste, vor allem auch der Gewerkschaften, gegen das geplante bayerische Versammlungsgesetz haben bereits vor den Kundgebungen und Demonstrationen bewirkt, dass sich CSU-Abgeordnete zu einem Änderungsantrag bemüßigt sahen.
So soll das Verbot, „gleichartige Kleidungsstücke als Ausdruck einer gemeinsamen politischen Gesinnung“ zu tragen (Art. 7 Abs. 3) gestrichen werden. Sofern dies jedoch eine „einschüchternde Wirkung“ hat, bleibt das Verbot erhalten. Neu hinzugefügt werden soll das Verbot, Uniformen oder gleiche Kleidungsstücke öffentlich außerhalb von Versammlungen zu tragen, sofern „damit eine einschüchternde Wirkung verbunden ist“. Solange wir also lammfromm vor den Fabriktoren stehen oder durch die Straßen demonstrieren, dürfen wir dabei auch unsere Streikwesten tragen. Ab wann wir damit einschüchternd oder gar gewaltbereit wirken, ist der willkürlichen Einschätzung der Staatsmacht überlassen. Denn weder eine „einschüchternde Wirkung“ noch „Gewaltbereitschaft“ sind rechtlich zu fassende Begriffe.
Gestrichen werden soll auch, dass Verbote ausgesprochen werden können, wenn „Rechte Dritter unzumutbar beeinträchtigt werden“. Im Kommentar dazu weisen die Herrschaften jedoch gleichzeitig darauf hin, dass schon jetzt die „Rechte Dritter ... in die Abwägungsentscheidung einzustellen sind.“
Alles andere bleibt, mit einigen unbedeutenden Änderungen, so wie es ist. Dieser Änderungsantrag ist dazu da, den Protest abzuschwächen. Tragen wir dafür Sorge, dass dies nicht gelingt!
aus: „Auf Draht“, eine Zeitung, die vor Münchner Betrieben verteilt wird, hrsg. von DKP München und Gruppe KAZ München, 10.6.2008
Mit diesem Text wurde zur Demonstration am 21.Juni in München zur CSU-Zentrale aufgerufen (siehe Bild).