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Editorial

In den vergangenen Monaten und Jahren häuften sich die Anschläge auf Synagogen und die Schändung jüdischer Friedhöfe, ein alarmierendes Zeichen, dass der Antisemitismus wieder anwächst in Deutschland. Nicht nur die Skinheads, sondern auch einige Intellektuelle, oft in führender Stellung, zeigen ihren Antisemitismus. Deutlich wurde das bei den Auseinandersetzungen um das Holocaust Mahnmal in Berlin, bei der Entschädigung für die Zwangsarbeiter und bei der Walser-Rede zur Verleihung des Friedenspreises in der Paulskirche.

Noch ist der Antisemitismus in der offiziellen Politik nur in Unter- und Zwischentönen erkennbar. Doch das reicht, um äußerst hellhörig zu werden. Allzu sehr ist die Geschichte dieses Landes mit Judenfeindschaft und Antisemitismus verknüpft.

Das aufstrebende Bürgertum im 19. Jh. hatte es nicht geschafft, die Judenfeindschaft des Mittelalters auf den Misthaufen der Geschichte zu verbannen. Statt die Feudalherren konsequent zu bekämpfen, warf es sich diesen an die Brust und bewies seine Rückständigkeit durch antijüdische Pogrome, die die halbherzige bürgerliche Revolution begleiteten. Der Frage, warum das so ist und wie damals schon die Wurzeln gelegt worden sind für den rassistischen Antisemitismus der deutschen Bourgeoisie im aufkommenden Imperialismus geht der Artikel „Warum der Antisemitismus in Deutschland seine Heimat gefunden hat“ nach.

„Gegen das Weltjudentum“ war dann der Schlachtruf der deutschen Faschisten, ein Schlachtruf, der zu dem größten Verbrechen in der bisherigen Geschichte der Menschheit führte. Dieses Verbrechen weit weg von den Interessen der deutschen Monopolbourgeoisie zu rücken ist seit 1945 das Bestreben der gesamten bürgerlichen Geschichtsschreibung. Heute ist diese Haltung längst zur herrschenden Meinung geworden, bis hinein in die Linke. Diese Haltung zu durchbrechen und den Zusammenhang zwischen dem faschistischen Antisemitismus und der deutschen Monopolbourgeoisie (wieder) ins Bewusstsein zu bringen, ist das Ziel des Artikels „Der faschistische Antisemitismus als Kriegswaffe“.

Während der ersten Jahrzehnte nach der Befreiung vom Faschismus sah es so aus, als wäre der Antisemitismus kein Thema mehr. Die Ursachen dafür und warum er heute mit der zunehmenden Verschärfung der Widersprüche unter den Imperialisten wieder verstärkt ans Tageslicht gekrochen kommt, werden in dem Artikel „Der deutsche Antisemitismus heute“ untersucht.

Seit der Einverleibung der DDR hat der deutsche Imperialismus an Fahrt gewonnen und versucht in jüngster Zeit weltweit noch mehr Einfluss zu gewinnen, in direkter Konkurrenz zu den USA – auch im Nahen Osten. Die Kontinuität des deutschen Antisemitismus im diplomatischen Kleid der deutschen Außenpolitik wird auch hier deutlich. Außenminister Fischer reist dorthin, um sich als europäischer Friedensengel aufzuspielen und damit in Wahrheit die deutschen Interessen zu befördern. Da die Europäer im Wettstreit mit den USA im Nahen Osten an Einfluss gewinnen wollen, verschärfen sich in der Region die Widersprüche. Als Folge werden wir tagtäglich mit grausamen Bildern aus dem Nahen Osten konfrontiert, palästinensische Selbst­mordattentäter, die Schrecken hervorrufen, Panzer und Raketen des israelischen Staates, der versucht, den Terror so zu unterdrücken. Die deutsche Politik ist gekennzeichnet durch wechselseitige Ausnutzung der unterschiedlichen Interessen von Israel und Palästina zum Zwecke der Durchsetzung eigener strategischer Vorteile insbesondere gegenüber dem US-Imperialismus in alter antisemitischer Tradition. Deutlich zu machen, dass unsere Haltung zu dem Konflikt zwischen Israel und Palästina diese Bestrebungen unserer Herren berücksichtigen muss, ist das Anliegen in dem Artikel „Der israelisch-palästinensische Konflikt“.

Um den Kampf der BRD nach mehr Einfluss und Macht gegen ihre Konkurrenten geht es auch in dem Artikel außerhalb des Schwerpunktes: „BRD im Krieg: Anspruch auf Mord, Totschlag und Raub“. Was uns als „uneingeschränkte Solidarität mit den USA“ verkauft wird, ist das Streben „deutsche Militärpräsenz ... wieder zur Normalität werden zu lassen. Militärpräsenz, aus der sich Ansprüche ableiten lassen bei der Neuaufteilung der Welt, beim Kampf um Rohstoffe, Absatzmärkte und Einflusssphären.“ (Seite 40)

Wie wenig wir uns durch Bündnisse und gemeinsame Kriegseinsätze ablenken lassen sollten von der zunehmenden Konkurrenz zwischen den imperialistischen Staaten, zeigt auch ein Blick auf die Hintergründe des aufgeflogenen Vitaminkartells in dem Artikel: „Kartell aufgeflogen. Durch Vitamine zum Krieg?“

Die Kehrseite der Medaille folgt auf dem Fuß: die ungeheuren Angriffe auf die eh schon schwachbrüstige Demokratie in diesem Land durch Schilys Sicherheitspakete („Schilys Sicherheitspakete – für wen Sicherheit und vor wem?“).

Redaktion der
Kommunistischen Arbeiterzeitung

So gehts weiter:
Siehe dazu die „Erklärung der Redaktion der Kommunistischen Arbeiterzeitung (KAZ)“ ab Seite 48

Wie wir erst kurz vor Fertigstellung dieser Ausgabe erfahren haben, ist am 22. Dezember 2001

Genosse Rolf Vellay

im Alter von 74 Jahren verstorben. Wir trauern um einen, der in der kommunistischen Bewegung in West und Ost einen guten Namen hatte. Er hat der Kommunistischen Arbeiterzeitung als streitbarer, kritischer und solidarischer Leser und auch Mitarbeiter seit den 70er Jahren immer wieder Hilfen und Denkanstöße gegeben. Als Unversöhnlicher und Unermüdlicher im Kampf gegen Kapital und Reaktion hinterlässt er eine Lücke bei den Kommunisten in diesem Land, die uns mahnt, nicht nachzulassen in unserer Propaganda- und Organisationsarbeit gegen Faschismus und Krieg und für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung.

Redaktion der Kommunistischen Arbeiterzeitung

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