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Für Dialektik in Organisationsfragen

Frieden statt Bundeswehr, Druschba statt Nazis, leben statt überleben:

Die DDR war anders

Ein großes Transparent mit dieser Losung sollte eigentlich am 3. Oktober 2018 in Berlin am Potsdamer Platz aufgestellt werden. Leider wurde dieses Vorhaben durch stürmisches Wetter verhindert (wenigstens hat der Sturm auch das „Deutschlandfest“ – „Nur mit euch“ – etwas ungemütlich werden lassen). Das Transparent wird selbstverständlich demnächst bei passender Gelegenheit zu sehen sein. Der Aufruf zu dieser Aktion ist zu gut, um ihn unseren Lesern vorzuenthalten – hier ist er dokumentiert.

Keine Antwort auf das Desaster ist auch eine.

Nach dem „Recht der Einigkeit auf Freiheit“ und noch dümmer fragt der Staat. Keine Rede mehr versucht, der entvölkerten, deindustrialisierten Steppe Ostdeutschland noch Blühendes anzudichten. „Nur mit euch“ fleht die Regierung und will ganz Kumpel sein mit den Angeschlossenen und Abgehängten, wohl aus Angst, beim Einheitsfeiern ganz allein zu sein.

Der Raubzug Ost geht weiter. Eine Volkswirtschaft und Nachkriegsordnung ist dem Erdboden gleich gemacht und jeder „ehemalige“ Sozialismus dort schrill und aufwendig verschrien. Bis zum Kaputtmachen und Palastabreißen ging die Planung, der Rest mag sich scheren und weiter verlieren. „Nur mit euch“ ist alles an Antwort auf das Desaster.

Ruhe im Glied und Tritt nach unten.

Nur dass es in den Krisengebieten um uns herum noch weit schlimmer ist als hier, hält die Leute noch bei mieser Laune, bei der Stange. Wer sich noch für Mittelschichten hält, weiß die Armut an der Haustür klopfen, die Armut speist schon an der Obdachlosentafel, den Geflüchteten steht selbst das nicht zu. Denn es gilt: besser ich als die Anderen. Die Anderen sind keine Brüder, Schwestern, Kollegen, Menschen mehr, nur noch Konkurrenten, Feinde. 10.000 dieser fremden Feinde liegen auf dem Grund des Mittelmeeres, ermordet auch von deutschen Schreibtischtätern. Doch Mitleid gibt es nicht im Krieg!

Der ist allerorten, die Bundeswehr Teil davon und weltweit unterwegs. Ihre Auftraggeber sind die Hauptkriegstreiber Europas – schon wieder. Das alte Spiel hat nur 40 Jahre pausiert, die Heimatfront wird ausgerüstet – schon wieder.

Ein rechter Erdrutsch, den kein Verbot behindert, ergießt sich in die Köpfe und den Bundestag. AfD, CSU & Co. hocken in Talkshows, sind kein Schandfleck am Rechtsstaat, sondern Teil des Systems BRD, das Meinungsfreiheit für Faschisten garantiert. Wo sind die Bürgerrechtler auf den Straßen jetzt?

Wer in Kinderaugen an Stacheldrahtzäunen der Außengrenzen nur Kinderaugen sieht und keine „fremden Invasoren“, wer sich Völkerfreundschaft bewahrt und Hartz4 nicht für ein verdientes Verlierersiegel hält, wer auf die Meinungsfreiheit der Faschisten scheißt und Friedenstauben dem Bundesadler vorzieht – der steht als „Gutmensch“ im Spott, als „Krawallchaot“ in den Schlagzeilen und als links unter Beobachtung – der steht allein!

Die Wahrheit bleibt konkret.

Klare Kante gegen Armut, Krieg und Faschismus ist hier so out wie die DDR. Denn Völkerfreundschaft – Druschba war dort Staatsdoktrin und trotzdem vielen eine Lust. Statt einem Grab im Mittelmeer gab es SoliBeitrag für andere, die nichts haben und für ihr Brot noch kämpfen – das war normal wie das Mittag in der Betriebskantine. Und wer meinte, rassistisch auffallen zu müssen, bekam sein Mittag hinter Gittern. Nazis waren in der DDR keine Parlamentsfraktion, sondern das Grauen, vor dem selbst noch in jedem Dorf ein Gedenkstein mahnte.

Kein Plakat, keine der langweiligen Volkskammerreden, keine außenpolitische Maßnahme, die nicht das Eine immer aussprach oder, mehr noch, danach handelte: Frieden! Im Kinderlied, im Bild aus Tusche für die Hausaufgabe, als Mosaik an jedem zweiten Neubaublock: die weiße Taube, fast schon Wappentier. Das Militär war in der Kaserne statt wie die Bundeswehr auf Welttournee.

So war das in der DDR, in der es so vieles nicht gab, wo satt zu Essen, Arbeit und überm Kopf ein Dach genauso geklärt war, wie Kultur für jedermann.

Wo kein Gedanken ans Überleben, an Miete, Rente, Stütze, Lohn verschwendet werden muss – da lebt man, wird würdig alt und macht sich Gedanken. Bei alledem blieb die DDR vieles schuldig. Eine Antwort auf Krieg, Armut und Faschismus jedoch nie. Man muss die DDR nicht mögen, um das zu wissen. Man muss sie aber mächtig hassen, um es zu leugnen.

Was uns eint.

Ihr „Arbeitnehmer“ und Arbeitslosen in Ost wie West: 40 Jahre standen wir Rücken an Rücken, dazwischen eine „Mauer“. Seit ihrer Öffnung zahlen wir den Anschluss-DDR in unser Herren Tasche. Heute, scheint es, braucht das Licht länger als ein Jahr von uns zu euch da drüben. Wir teilen keinen Kampf ums Mehr als Überleben, um Nazis raus und Waffen runter! Deswegen teilen wir gemeinsam ständig unsere Niederlagen. Bis jetzt sind sie das einzige, was uns seit 28 Jahren unerträglich vereint.

Was die DDR verbockte und was sie an Lösungen für die Probleme der Menschen aufbot, wirft heute Fragen auf: Frieden statt Bundeswehr? Druschba statt Nazis? Leben statt Überleben? Wie soll es weitergehen, wohin führen? Was muss anders werden?

Die DDR war anders.

Weitere Informationen: Unentdecktes Land e.V. – www.unentdecktes-land.org

Der Verein „Unentdecktes Land“ hat sich für die große Demonstration „Solidarität statt Ausgrenzung“ (#unteilbar) am 13.10.2018 in Berlin eine Aktivität ausgedacht, die unerwartet erfolgreich war. Die Postkarte, die er zu der Bündnisaktion „Ossis gegen Rechts“ hergestellt hatte, wurde auf Transparent-Format vergrößert, bei dem Transparent wurden die Postkarten mit Anstecker verteilt.

Eine Teilnehmerin berichtet:

„Als wir auf dem Alex gestanden haben, gab es nur positives Feedback. Alle fanden es toll, dass die CSU nicht vergessen worden ist. Eine Frau kam vorbei und hat J. die Postkarten aus der Hand genommen und ist erstmal selber verteilen gegangen. Sowas hab ich noch nie erlebt. Es wurden viele, viele Bilder vom Transparent gemacht, auch mit Gruppen davor.

Nach ungefähr der Hälfte der Demo sind wir direkt Richtung Kundgebungsplatz gefahren. Auf der Straße kurz vor dem Ziel wurden wir von Polizisten angehalten, weil sie gerne das Transparent sehen wollten. Natürlich durften wir erstmal nicht weiter, weil denen der Satz ‚und nicht die CSU vergessen‘ nicht gefallen hat. Also haben die Polizisten erstmal telefoniert, bis sie uns dann doch auf die Endkundgebung haben gehen lassen. Wir haben uns ziemlich weit weg von der Bühne auf den Mittelstreifen platziert. Selbst da war genau das Gleiche, jeder 5. hat ein Bild vom Transparent gemacht.“

Auf der Website „Textland“ findet man unter einem Foto der Demonstration (www.textland-online.de/index.php?article_id=304) diese Worte: „Als wir einmal wirklich viele waren, sah Lux Sarona den Banner Ossis gegen Rechts und da dachte sie: Die können Revolution.“

E.W.-P.

Weitere Informationen:
Unentdecktes Land e.V. – www.unentdecktes-land.org
Ossis gegen Rechts – www.og-r.net

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