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Gedicht

Arbeitslose!

Kein Hemd auf dem Leib und nichts im Bauche!

Die letzte Etappe ist Wohlfahrtsamt,

Wärmehalle und Graupenjauche!

Das Ende: Die Schwindsucht auf der Plauze!

Und dann liegt ihr irgendwo auf der Schnauze!


Halloh, wo sind die Milliarden geblieben,

Die aus Arbeitergroschen zusammengetrieben?


Antwort von oben: Du lieber Gott!

Der Staat hat für so viele zu sorgen!

Er muß sich schon Geld zusammenborgen.

Und dann wollt auch ihr noch ein Huhn im Pott?

Dann ist er bankrott!

Denn erst kommen die Arbeitslosen erster Klasse:

Der pensionierte Fürstenverein.

Das ist schon ein schwerer Schlag in die Kasse!

Aber der Staat muß dankbar sein!

Dann die Millionen Steuergeschenke;

Sonst verhungert uns die Großindustrie.

Das darf nicht sein; da gibt’s keine Menkenke!

Dann muß der Staat seine Pfaffen futtern,

Damit ihr was für die Seele habt!

Und daß die Sache mit der Reichswehr klappt,

Muß er noch eine Milliarde verbuttern.

Dann kommen Minister, Staatsanwälte,

Technische-Nothilfe-Angestellte,

Rennstallbesitzer, Polizeipräsidenten,

Generäle a.D. und Achtgroschenagenten.

Da kann doch für euch nichts mehr übrig sein!

Das seht ihr wohl ein!


Deinen Honig, Biene, fressen die Drohnen!

Das mögen wohl hunderttausend sein.

Ihr aber seid schon drei Millionen;

Bald werdet ihr zehn Millionen sein!

Und laßt ihr euch von den Drohnen verjagen,

Dann seid ihr keine richtigen Bienen!

Die machen was ganz andres mit ihnen!

Ich darf es euch leider nicht sagen.

Aber ihr braucht bloß einen Imker zu fragen!



Erich Weinert, 1930

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