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Audi.Zukunft? – Arbeiter.Zukunft!

Einige Gedanken zur Plakataktion der IG Metall im Audi-Werk Ingolstadt. Welche Zukunft hat die Arbeit in Zeiten von Automatisierung und Dekarbonisierung?

Die IG Metall Ingolstadt und der Audi-Vertrauenskörper fahren mit einer Plakataktion zur Zukunft von Audi im Audi-Werk Ingolstadt auf. Es geht dabei vor allem um die Sicherung der Beschäftigung und der Berufsausbildung am Standort Ingolstadt. Auf der Facebook-Seite „IG Metall aktiv bei Audi“ steht dazu: „Die Positionen der IG Metall in Sachen Audi.Zukunft sind klar. (...) Wir fordern ohne Wenn und Aber die Sicherung der Ausbildung am Standort Ingolstadt.“ Und an anderer Stelle heißt es: (...) Wir fordern: Sicherheit für uns und unsere vier Ringe!“

Was Audi für Ingolstadt ist, das ist die Automobilindustrie insgesamt für die Bundesrepublik. Jedem ist bekannt, wie viele Arbeits- und Ausbildungsplätze an dieser Industrie im ganzen Land hängen. Doch jetzt steht sie vor großen Umbrüchen und einschneidenden Veränderungen.

Bedrohen uns Digitalisierung ...

Mit dem „Job Futuromat“ vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, kann man die Automatisierbarkeit unterschiedlicher Berufe errechnen. Für einige der wichtigsten Berufe in der Automobilindustrie, in denen Audi auch am Standort Ingolstadt ausbildet, ergibt sich, dass 70 bis 100% der Tätigkeiten dieser Arbeiter schon heute von Robotern übernommen werden könnten. Das heißt natürlich nicht, dass alle diese Berufe in einigen Jahren ganz verschwinden werden, doch es ist damit zu rechnen, dass in ihnen zukünftig viel weniger Menschen arbeiten werden als heute.

... und andere Techniken ...

Die Produktion von Autos mit Elektroantrieb braucht viel weniger Arbeitskräfte als die Herstellung von Autos mit Verbrennungsmotor. „Elektromobilität kostet bis 2030 fast 125.000 Jobs“, so berichtete z.B. DIE WELT am 29.9.2019. Und da sind auch die Jobs schon abgezogen, die neu entstehen.

Aus der Kombination von voranschreitender Automatisierung und Dekarbonisierung werden sich gravierende Folgen für die Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Automobilindustrie ergeben.

Auch bei Audi in Ingolstadt, wo inzwischen auch schon über Stellenabbau gesprochen wird, wird diese Entwicklung nicht ausbleiben.

... oder der Drang nach Profit des Kapitals?

Ist es die Weiterentwicklung der Technik, die die Existenz von Hunderttausenden Arbeitern und Auszubildenden bedroht? Man sollte doch meinen, die Weiterentwicklung der Maschinen sei eine äußerst nützliche Angelegenheit für alle Arbeiter, die so viel weniger Arbeitszeit aufbringen müssten, und ihre Arbeit erleichtern würden, um für sich und die ganze Gesellschaft alle notwendigen Güter herzustellen. Aber alleine so ein Gedanke bringt die Autokapitalisten und mit ihnen alle anderen zum Aufjaulen. Es sind schließlich ihre Maschinen, deren alleiniger Zweck es ist, dass mit ihnen Profit erarbeitet werden soll.

Doch warum sollen wir uns immer weiter ducken und immerzu nach der Pfeife der Kapitalisten tanzen? Erinnern wir sie doch einmal an die Milliarden an Profit, die sie aus den Knochen und Hirnen der Arbeitergenerationen gezogen haben! Erinnern wir sie an die zig Milliarden an Steuergeldern, abgezogen vom Arbeiterlohn, die ihnen zu Füßen gelegt worden sind, damit sie so groß und mächtig werden konnten! Milliarden, ausgegeben und uns abgeknöpft, für eine Verkehrspolitik ganz im Sinne der Automobilfürsten.

Die Kapitalisten sollen zahlen!

Für Aus- und Weiterbildung, in der die modernste Technik vermittelt wird! Für eine radikale Verkürzung der Arbeitszeit für alle Arbeiter! Arbeitszeitverkürzung, bei vollem Lohnausgleich statt Stellenstreichungen! Das ist die Antwort, die unsere Gewerkschaft, die IG Metall, auf den bevorstehenden Abbau von Arbeitsplätzen geben muss, anstatt sich mit allerlei „Wahloptionen“ den Flexibilisierungswünschen des Kapitals zu beugen. Es liegt an uns, an jedem einzelnen IGM-Mitglied, für diese Position in den Reihen unserer Gewerkschaft zu kämpfen!

Fromme Appelle, wie sie die IG Metall-Führung immer wieder formuliert, dass die Veränderungen in der Industrie nicht auf dem Rücken der Beschäftigten erfolgen dürfen, werden das Kapital nicht beeindrucken. Das geht nur mit Streik! Doch den müssen wir uns auch in unserer Gewerkschaft erkämpfen. Wir brauchen die IG Metall als Kampforganisation unserer Klasse! Und nicht als „Sozialpartner“ der Kapitalisten! Ohne Wenn und Aber!

Zukunft der Arbeiter oder Zukunft der Fabrikbesitzer?

Auf der Audi-Betriebsversammlung am 9. Oktober verkündete der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Ingolstadt, Bernhard Stiedl: „Wir wollen aus dem technischen Fortschritt auch einen sozialen Fortschritt für die Menschen machen.“ Wahre Worte, die Kollege Stiedl da spricht. Es geht um nicht weniger als um die Frage, ob die Anwendung moderner Technik uns Arbeiterinnen und Arbeitern nützt und so auch die ganze Gesellschaft weiterbringt, oder ob sie nur den Profit der Kapitalisten vermehrt. Doch diese Frage wird nicht mit schönen Podiumsreden und bunten Plakaten, sondern nur durch den Kampf unserer Klasse entschieden! Und das erfordert auch die Bereitschaft und den Mut die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse nicht einfach als angeblich unüberwindbar hinzunehmen, sondern in Frage zu stellen, weil diese Verhältnisse dem sozialen Fortschritt immer wieder im Wege stehen werden!

Auf der Betriebsversammlung führte Kollege Stiedl weiter aus: „Und wir wollen den ökologischen Wandel so gestalten, dass er die Gesellschaft voranbringt und nicht spaltet.“ Hier müssen wir ihm widersprechen. Die Gesellschaft, in der wir leben ist – mit oder ohne „ökologischen Wandel“ – schon jetzt tief gespalten. Auf der einen Seite stehen wir Arbeiterinnen und Arbeiter und auf der anderen Seite stehen die Eigentümer der Fabriken, in denen wir uns jeden Tag den Buckel für ihren Profit krumm machen müssen!

Diese Spaltung wird auch nicht dadurch zugedeckt, dass wir angeblich alle – egal ob Arbeiter oder Kapitalisten – „Audianer“ wären, wie auf einem der Plakate behauptet wird. Wir alle sind Arbeiterinnen und Arbeiter, mit gemeinsamen Interessen, die wir nur gegen die Fabrikbesitzer durchsetzen können! Egal ob bei Audi, VW, Mercedes oder BMW! Und deshalb kann die Frage auch nur so gestellt werden: DIE oder WIR!

ma/gr

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