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KAZ-Fraktion: „Ausrichtung Kommunismus”

Was steckt eigentlich hinter der Israelfreundschaft des deutschen Imperialismus?

Artikelserie (1. Teil KAZ 377, Seite 16 ff; 2. Teil KAZ 380 Seite 24 ff):

3. Teil – Neuorientierung der Deutschen Staatsräson zu Palästina nach dem 1. Weltkrieg

Der Zionismus wurde geboren als Reaktion auf den europäischen, vor allem deutschen Antisemitismus, welcher im Kaiserreich eine Spielart des völkischen Nationalismus darstellte. Mit den Ergebnissen des 1. Weltkriegs wurde jedoch 1917 nicht wie ursprünglich erhofft, das Kaiserreich, sondern das britische Empire zu dessen Schutzmacht im Nahen Osten.

Die neue Politik der englischen Krone und ihres Kriegskabinetts war natürlich von eigenen imperialistischen Interessen bestimmt, welche den Hintergrund der Balfour-Deklaration bildeten.

Deutsche Staatsräson im Bezug zum kolonialen Aufbau in Palästina

Als sich gegen Ende des Krieges der Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, der deutschen Hauptstütze im Nahen Osten abzeichnete, und England im Verlauf des Jahres 1917 Palästina eroberte und sofort die Balfour-Deklaration erließ, schwenkte auch die deutsche Außenpolitik um. Nur zwei Monate später, am 5. Januar 1918 unternahm die Berliner Regierung einen verzweifelten Versuch, der bereits spürbaren Verschiebung jüdischer Sympathien von den Mittelmächten zur Entente entgegenzuwirken, und machte eine Kehrtwendung in ihrer bisherigen Politik. Sie machte Druck auf das Osmanische Reich, eine großflächige jüdische Ansiedlung in Palästina zuzulassen und eine Art jüdische Heimstätte unter deutsch-osmanischem Dache zu errichten. Das Auswärtige Amt gab eine „Gegenerklärung“ zur Balfour-Deklaration vor fünf jüdischen Vertretern ab. Darin hieß es:

Hinsichtlich der von der Judenheit, insbesondere von den Zionisten, verfolgten Bestrebungen in Palästina begrüßen wir die Erklärungen, die der Großwesir Talaat Pascha kürzlich abgegeben hat, insbesondere die Absicht der kaiserlich osmanischen Regierung, gemäß ihrer den Juden stets bewiesenen freundlichen Haltung, die aufblühende jüdische Siedlung in Palästina durch Gewährung von freier Einwanderung und Niederlassung in den Grenzen der Aufnahmefähigkeit des Landes, von örtlicher Selbstverwaltung, entsprechend den Landesgesetzen, und von freier Entwicklung ihrer kulturellen Eigenart zu fördern.“[1] (Hervorhbg. d. Aut.)

Der deutsche Imperialismus unterlag im Ersten Weltkrieg. Machtpolitisch änderte dies alles: Er verlor seine kolonialen „Schutzgebiete“ und musste die britische Seehoheit anerkennen – die Revanchisten taten dies schäumend vor Wut, aber auch das liberale Bürgertum nur eher widerwillig und zögerlich. Palästina fiel an Großbritannien, zunächst durch militärische Eroberung und später in Form eines Völkerbundmandats (angeblich mit dem Ziel, die Palästinenser auf souveräne Eigenstaatlichkeit vorzubereiten). Das hielt das inzwischen republikanische Deutschland aber nicht davon ab, den Zionismus weiterhin begeistert zu unterstützen – selbst unter britischem Mandat!

Die Unterstützung der deutschen Regierung für den Zionismus gründete wohl auf der Tatsache, dass sie der Bewegung eine bedeutende Rolle bei der Verfolgung der nunmehr hauptsächlich wirtschaftlichen Ziele des Landes im Nahen Osten nach dem Krieg zusprach. Und diese Einschätzung sollte sich auch bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten im Jahre 1933 nicht ändern.

Die Gegenerklärung des Auswärtigen Amts vom Januar 1918 sprach nur von „Gewährung von freier Einwanderung und Niederlassung ... von örtlicher Selbstverwaltung entsprechend den (weiterhin geltenden osmanischen) Landgesetzen“ und blieb damit weit hinter den Versprechen Balfours zurück. Dies sollte sich aber bald ändern, insbesondere durch die Arbeit des Komitees Pro-Palästina.

Deutsches Komitee Pro-Palästina

Das Komite gründete sich im April 1918 zunächst als „Deutsches Komitee zur Förderung der jüdischen Palästinasiedlung“, und wurde 1926 in „Deutsches Komitee Pro-Palästina“ umbenannt.

Der Name ‚Pro-Palästina‘ ist natürlich vollständig irreführend, denn das Komitee richtete sich gegen die Palästinenser; es bot ihnen nicht nur keinerlei Unterstützung, sondern zeigte sogar offene Feindschaft gegenüber den arabischen Nationalbewegungen!

Das Komitee Pro-Palästina versammelte die Crème de la Crème aus Staat und Wirtschaft. In seinen Reihen waren Staatssekretäre, Minister und Ministerpräsidenten, Reichstagspräsidenten und Botschafter, namhafte Wissenschaftler und hohe Kirchenvertreter. Kaum ein führender Politiker, der sich dort nicht einschreiben ließ; hierzu zählte ebenso der rechts-sozialdemokratische ‚Bluthund‘ Noske, wie auch ein aufstrebender Kölner Bürgermeister namens Konrad Adenauer[2].

Das neue Komitee war eine Lobby-Organsiation und betrachtete es als seine Aufgabe, das Streben des Zionismus nach einem ‚zusammenhängenden jüdischen Siedlungsgebiet‘ in Palästina in der deutschen Öffentlichkeit bekannt zu machen und dadurch die deutschen Kultur- und Wirtschaftsbeziehungen im Nahen Osten zu fördern.

Das Komitee repräsentierte 1918 eine Neuausrichtung deutscher Politik. Es unterstützte direkt die zionistische Agenda eines kolonialen Aufbaus mit dem erklärten Ziel einer rein jüdischen Staatsgründung und verstand sich hierfür als Lobby gegenüber der deutschen Regierung. Beiden Vereinen gemein war hingegen – wenngleich der jeweiligen Weltlage angepasst – die Förderung deutscher Wirtschaftsinteressen[3].

Der verlorene 1. Weltkrieg und dessen weitgehende Folgen waren der Grund, weshalb während der Weimarer Republik, die Rechten, die Nationalisten, die Deutschnationalen und dabei auch die offen rabiaten Antisemiten kaum noch Schwierigkeiten mit der Errichtung eines formalen jüdischen Staatswesens in und anstelle Palästinas hatten; sie mussten dafür wenige ihrer Überzeugungen aufgeben. Die Unterstützung des Judenstaats in Palästina wurde zur Staatsräson. Sie war kompatibel mit dem völkischen Nationalismus und Antisemitismus.

Staatsräson wurde die Unterstützung des Zionismus. Das spiegelte eine neue Interessenslage Deutschlands wider, worin sich das wirtschaftliche Export- und Handelsinteresse mit dem alten ideologischen Ziel der Ausschaffung deutscher Juden verband.

Neben dem mehrheitlich nicht-jüdisch besetzten Komitee Pro-Palästina dienten den deutschen Vertretern der Staatsräson dabei auch ihre direkten, engen Kontakte zu den jüdischen Repräsentanten des Zionismus in Deutschland, die Zionistische Vereinigung für Deutschland (ZVfD)[4]. Dabei kam wiederum das bereits im Teil 1 in KAZ 377 beschriebene enge und vertrauensvolle Verhältnis deutscher Kolonialplaner zu ihren zionistischen Kollegen zur Geltung.

Mit warmer Sympathie ...

Im Mai 1920 erklärte der deutsche Außenminister Adolf Köster, dass das neue Deutschland „den Aufbau und die Entwicklung des jüdischen Palästinas mit warmer Sympathie verfolgen“ werde. Und 1925 berichtete Moritz Sobernheim[5], der Leiter des Referats „Deutsch-Jüdische Beziehungen“ des deutschen Außenministeriums, nach einer offiziellen Palästina-Reise, dass die deutsche Regierung sowohl das Britische Mandat als auch die jüdische nationale Heimstätte unterstützen und im Besonderen die Bemühungen der zionistischen Siedler in ihrem neuen Land befürworten werde. Einflussreiche Politiker wie der Diplomat Sobernheim, benutzten also die zionistische Bewegung um die eigenen, zu diesem Zeitpunkt v.a. wirtschaftlichen deutschen Interessen im Nahen Osten durchzusetzen[6].

Diese neue Einstellung wurde in einer Nachricht des im Außenministerium tätigen Staatssekretärs Bernhard von Bülow an das Deutsche Pro-Palästina Komitee am 16. Januar 1931 zusammengefasst:

„Die deutsche Regierung und das Auswärtige Amt haben ihre Sympathie für die Ziele und Bestrebungen Ihres Komitees wiederholt ausgesprochen. Insbesondere hat auch mein Amtsvorgänger schriftlich und mündlich mehrfach zum Ausdruck gebracht, daß wir mit Ihnen das Aufbauwerk in Palästina als ein hervorragendes Mittel für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Orients, für die Ausbreitung deutscher Wirtschaftsbeziehungen und für die Versöhnung der Völker betrachten.“ (Bülow, 1931)

Deutsche Wirtschaftsinteressen und ein aus Mitteleuropa stammender, auf Verdrängung setzender Siedlerkolonialismus, verpackt als „Versöhnung der Völker“. Das palästinensische Volk jedenfalls, konnte mit dieser „Versöhnung“ kaum gemeint gewesen sein. Eher im Gegenteil: Es war die vorgebliche „Versöhnung“ des „deutschen Volkes“ (völkisch definiert) mit den Juden (denjenigen Juden, die als Zionisten bereit waren auszuwandern) auf dem Rücken der Palästinenser.

Die Unterstützung jüdischer Massenauswanderung beschränkte sich keineswegs auf die besonders aggressiven Kreise, des „schäumenden Antisemitismus“, also die langsam anwachsenden Kräfte der Faschisten, sondern sie war verbreitet in fast allen bürgerlichen Parteien der Weimarer Republik. Das Gros der deutschen Juden, also nichtzionistische bürgerliche jüdische Gemeinden und Organisationen wie der CV sahen sich mit ihrer Hoffnung auf Assimilierung innerhalb des Staates immer stärker isoliert und einer riesenbreiten Front gegenüber, welche sich durch fast das gesamte bürgerliche Lager zog (von Deutschnationalen, Zentrumspolitikern und Liberalen bis hin zu den Spitzen der Sozialdemokratie). Die „warme Sympathie“ und Unterstützung jüdischer Auswanderung stellte den Konsens des, bis auf einige Ausnahmen, gesamten bürgerlichen Lagers dar – sie war die Parteien- und strömungsübergreifende bürgerliche deutsche Staatsräson lange vor der Machtübergabe an die Nazis.

Friedrich Naumann (1860 – 1919, Namensgeber der FDP nahen Stiftung)

Ein Vertreter des „liberalen“ Imperialismus war Friedrich Naumann. Als bekennender Sozialdarwinist vertrat er die Ansicht, die Zukunft gehöre den Großbetrieben und großen Wirtschaftsblöcken. In seiner vielbeachteten Schrift „Mitteleuropa“ zu den Zielen des 1. Weltkriegs vom Herbst 1915 propagierte er die Schaffung eines deutschen Großreichs – eines Großbetriebs „Mitteleuropa“ – mit Gewalt: „Die Weltgeschichte muß fortfahren Nationen zu zerstören. ... Wir scheuen uns gar nicht, Polen, Dänen, Suaheli, Chinesen nach Kräften zu entnationalisieren.“

Mit Bezug auf Palästina vertrat er eine, von der kaiserlichen Politik etwas abweichende Linie: Im Gegensatz zur Reichsregierung wollte er als glühender Unterstützer der „Jungtürkischen Revolution“ das Osmanische Reich mittels Modernisierung von Staatsapparat und Wirtschaft durch einen modernen Kapitalismus ersetzen, das dann unter deutscher Hegemonie stehen sollte, und zwar keineswegs in den Grenzen der heutigen Türkei, sondern weiterhin in denen des Osmanischen Reiches, inklusive des heutigen Syrien, Irak, Palästina, usw.

Denn in dieser Variante deutscher Hegemonie ohne formelle Annexion, witterte er Chancen für die wirtschaftliche Expansion Großdeutschlands.

Den Antisemitismus kritisierte er funktional als unpraktikabel und unklug im Sinne eines Spaltpilzes in seinem mitteleuropäischen „Großbetrieb“ und betrachtete den Zionismus als dessen bedauerliches aber logisches Resultat. Er bewunderte zwar den Zionismus für seinen aggressiven, modernen Nationalismus. Andererseits sah er auch in dessen Behauptung einer jüdischen Nation und in den Abspaltungsbemühungen der Zionisten in Mitteleuropa eine Gefahr für die Einheit der Nation.

Die Zukunftsaussichten des Zionismus betrachtet er nicht ohne Sympathie aber mit Skepsis. Denn da er nicht an die Reinheit der Rassen (auch nicht der jüdischen Rasse innerhalb des Deutschen Reiches) glaubte, sah er keine Grundlage für die „Einheit der Nation“ in einem zukünftigen Judenstaat.

Mit den Zionisten teilte er jedoch, nach einer Palästinareise 1898, den kolonialistisch und eurozentrisch-dünkelhaften Blick auf das heilige aber unangenehme Land Palästina[7] (dies betraf übrigens auch die dortigen, palästinensischen Juden, die er als rückständig und als „Chaos“ bezeichnete)[8].

Zusammenfassung: Die Deutsche Staatsräson des Kaiserreichs, wie auch der Weimarer Republik war und blieb pro-zionistisch. Die Unterstützung der zionistischen Idee beruhte nicht nur auf einer ideologischen Verwandtschaft eines aggressiven völkischen Nationalismus, sondern, kurioserweise auch gerade auf den sich scheinbar gegenseitig ausschließenden Gegensätzen im jeweiligen Inhalt: Während der Zionismus einen Nationalismus einer als Nation imaginierten weltweiten Judenheit darstellte, beinhaltete der deutsche völkische Nationalismus gerade deren Ausgrenzung, Ablehnung und Feinderklärung. Das Ziel dieser stabilen Staatsräson in Deutschland war die möglichst weitgehende „Ausschaffung“ der „volksfremden“ Juden aus dem Deutschen Reich, bzw. dem verkleinerten Herrschaftsgebiet nach dem 1. Weltkrieg. Deutsche Nationalisten und Antisemiten unterstützten das jüdische Projekt des Zionismus, gerade weil dieser dem eigenen Ziel, der Ausschaffung der Juden, entgegenkam. Die ideologische, politisch und praktisch tatkräftige Unterstützung der Auswanderung und Ansiedlung deutscher Juden in Palästina war also keine fortschrittliche, antirassistische oder gar antifaschistische Tat, sondern im Gegenteil, sie war die logische Umsetzung eines zutiefst aggressiven völkischen und aggressiven Programms. Oder knapp ausgedrückt: Unterstützung des „Judenstaats“ als antisemitische Tat.

Dieses Programm beinhaltete auch die Fortführung der kolonialistischen Bestrebungen, bzw. ihre Modifikation unter den neuen, durch die Kriegsniederlage aufgezwungenen Umständen, wie im Folgenden beleuchtet wird.

Deutsche Weltmachtambitionen während der Weimarer Republik

Wir haben nun über das Verhältnis des Deutschen Imperialismus zu den Juden im Inneren, also zu seinen eigenen jüdischen Staatsbürgern gesprochen. Es soll nun auch das Außenverhältnis zum kolonialen zionistischen Aufbau in Palästina beleuchtet werden.

Und schließlich sollen Kontinuität und Wandel der deutschen Staatsräson auch in Bezug auf ihre Weltmachtambitionen während der Weimarer Republik betrachtet werden.

Ungebrochener Kolonialismus

Das wilhelminische Kaiserreich hatte es fertig gebracht, in seiner nur 30-jährigen Kolonialperiode[9] in fast allen afrikanischen Kolonien Völkermorde zu begehen – deutscher Schutz und Trutz, damals als Aufstandsbekämpfung bezeichnet. Am bekanntesten dabei ist heute der Genozid an den „lebensunwerten Rassen“ der Nama und Herero in Namibia. Aber auch in Tanzania (Deutsch-Ostafrika) ermordeten die deutschen „Schutztruppen“ geschätzt zwischen 75.000 und 300.000 Afrikanerinnen und Afrikaner, sowie deren Kinder. Die Mehrheit der Opfer waren nämlich keineswegs „Aufständische“ (wie die Maji-Maji 1905-1907) und starb nicht an Gewehrkugeln, sondern an Hunger und durch die von den deutschen Kolonialbeamten eingeführte Politik der „verbrannten Erde“. Die Verbrennung ihrer Dörfer und Felder kostete etwa ein Drittel der Bevölkerung das Leben.

Mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg brachen für den deutschen Imperialismus seine Weltherrschaftspläne vorübergehend und sein gesamtes Kolonialreich zusammen, v.a. in Afrika und Ozeanien. Völlig ungebrochen hingegen blieb der deutsche Stolz auf die Mordregime in Übersee auch während der Weimarer Republik. Und bis heute bekundet die deutsche Reaktion ihren Stolz auf die angeblich „zivilisatorische Mission“ (BILD [10]).

Die heutzutage als vorbildlich demokratisch besungene Weimarer Republik hatte also überhaupt kein Problem mit dem deutschen mörderischen und rassistischen Kolonialismus, sondern nur mit dessen Verlust (und erzwungenen Abtreten an v.a. England). Sie war eben ein Kind des Kaiserreichs. Alle bürgerlichen Politiker, von liberal bis deutschnational, beklagten nicht etwa die Gräuel der Kolonialherrschaft, sondern nur ihr Ende. Der liberale Vorzeigepolitiker Außenminister Stresemann stellte noch im Herbst 1924 als Bedingung für den Beitritt Deutschlands zum Völkerbund, die Erwartung, „am Mandatssystem des Völkerbunds für die Kolonien beteiligt zu werden“.[11]

Nach Kriegsende musste der deutsche Imperialismus seine Träume nach einem Platz an der Sonne (Überseekolonien) begraben. Hierbei gab es zwei Linien: Liberal-pragmatische Politiker wie Stresemann akzeptierten, wenngleich unfreiwillig und mit gewissen Bedingungen[12] die Ergebnisse des 1. Weltkriegs, darunter auch die britische Seehoheit über die Weltmeere. Die Revanchisten, wie die Ostlandritter vom Alldeutschen Verband, oder die noch jungen Nazis hetzten dagegen und forderten die Revision dieser Ergebnisse. Weder der kolonialistische Hunger nach deutschen Schutzgebieten noch der Expansionsdurst des deutschen Imperialismus aber waren gestillt. Unter der nicht ganz neuen Parole: „Lebensraum im Osten“ wandte sich sein Blick nach Osteuropa, nach Polen und v.a. die Sowjetunion als ‚natürliche“ Ziele eines deutschen, nunmehr kontinentalen Grenzkolonialismus. Der Osten bot nicht nur wichtige Rohstoffe wie Eisen Kohle, Öl, sondern darüber hinaus auch „Raum“ – weite Gebiete zur Besiedlung.

Das alte Kolonialstreben musste weder begraben noch beschnitten werden, sondern wandte sich stattdessen neuen Zielen zu. Dies war keineswegs nur eine Domäne kleiner, rechts-außen angesiedelter Kreise deutschnationaler Revanchisten und Faschisten, sondern breites Massenbewusstsein bis tief in liberale bürgerliche Kreise. Als Paradebeispiel dieses Massenbewusstseins deutscher Staatsräson mag der heute zurecht vergessene Schriftsteller Hans Grimm gelten. Sein Blut-und-Boden-Roman „Volk ohne Raum“ war der erfolgreichste Bestseller[13] seiner Art in der Weimarer Republik (und blieb es bis 1944 mit immer neuen Auflagen[14]).

Volk ohne Raum – Hans Grimms Suche nach Raum ohne Volk

Hans Grimm (1875-1959), selbst stolzer Spross einer Kolonialfamilie,[15] heuerte in jungen Jahren (ab 1897) bei einem deutschen Handelsunternehmen in Südafrika an und besuchte in den 1920er Jahren mehrfach Namibia, das ehemalige Deutsch-Südwest. Zurück in Berlin (ab 1910) verwendete er als Journalist für die Tägliche Rundschau erstmals das Wort „Lebensraumpolitik“, sein Lebensthema. Nach mäßig erfolgreichen rassistischen Romanen und Novellen (u. a. zu Südafrika), schaffte er 1917 einen ersten Durchbruch mit einem Auftragsroman für die Oberste Heeresleitung (OHL), für den er von der OHL mit dem Posten als Militärpropagandist belohnt wurde: Hier durfte er, nach eigenem Bekunden, als Hauptaufgabe der ausländischen Presse „die deutsche Unschuld am Krieg erklären“. Jedoch erst sein Roman Volk ohne Raum, katapultierte ihn 1926 in die Bestseller-Charts (und machte ihn zu einem der Lieblingsautoren Hitlers).

In einer Mischung aus rassistischem Kolonialkitsch, Blut-und-Boden-Romantik und Hass auf die Arbeiterbewegung wird der Lebensweg eines Bauernsohnes (Cornelius Friebott) behandelt.

Friebott muß der räumlichen „Enge“ des bäuerlichen Deutschlands entfliehen und schließt sich in Südafrika der deutschen Kampftruppe im Burenkrieg an. Dort findet er seine Bestimmung. Er kämpft für mehr Lebensraum der Deutschen in ihren Kolonien. Nach dem Krieg, zurück in Deutschland, tingelt er als Wanderprediger durchs Land und verkündet seine Gedanken über das „Volk ohne Raum“. Kurz vor dem 9. November 1923 (!) wird er von einem, natürlich sozialistischen Arbeiter meuchlings ermordet.

Tucholsky bezeichnete 1928 in einer Rezension dessen Behandlung der „Hererofrage als ... Teil der Eingeborenenfrage“ als „hundsföttische Gemeinheit“ und attestierte Grimm: „Er kann die Niederlage nicht verwinden“ (daher sein Ressentiment, „eine durch alten Groll getrübte Empfindung“).[16]

Auch wenn Grimm selbst nicht an Lebensraum in Russland, sondern weiterhin nur „unter der Sonne“ dachte, wurde sein Roman ein frühes massenwirksames Mittel der weit über Nazi-Kreise hinausreichenden imperialen Eroberungs- und Siedlungspolitik.

Die Verdrängung und gewaltsame Beseitigung der EinwohnerInnen dieser Gebiete stand in direkter Tradition des Kerngedankens der Preußischen Ansiedlungskommission wenige Jahrzehnte zuvor – der Germanisierung der Ostgebiete, welches auch von der zionistischen Bewegung zum Vorbild genommen worden war, um nicht nur das Land Palästina zu erobern, sondern dort in bewusster Abgrenzung zu der bestehenden Bevölkerung eine ethnisch reine, homogene jüdische Heimstätte zu schaffen und als rein jüdischen Staat zu errichten. Es ist also keine Überraschung, dass der deutsche Imperialismus das, ebenfalls auf Vertreibung abzielende, zionistische Siedlungsprojekt mit Wohlwollen und großem Verständnis betrachtete.

Umgang mit den Palästinensern – bis heute

Während die Zionisten vor Ort in Palästina sehr heftig mit den Palästinensern als Gegner beschäftigt waren, war Britannien v.a. darum bemüht, seine einseitige Parteinahme zu kaschieren und die Lebenslüge von der neutralen Mandatsmacht aufrechtzuerhalten – dabei übrigens nicht unähnlich der heutigen Doppelbödigkeit und Heuchelei westlicher Mächte in der Frage des sog. Konflikts zwischen Palästina und Israel.

Für den Diskurs des deutschen Imperialismus und der Bestimmung seiner Interessen während der Weimarer Republik spielten die Palästinenser selbst jedoch weiterhin keinerlei Rolle. Palästina wurde, wenn, dann nur als eine Art Sammellager für die „Ausschaffung“ europäischer Juden betrachtet (unter nun britischem Wachkommando). Für seine ihm eigene Idee vom Land ohne Volk hingegen, suchte sich der geschlagene und auf Revanche zielende deutsche Imperialismus neue, näher liegende Ziele; und er fand sie in den angrenzenden Ostgebieten, welche nicht nur genügend „Raum“ böten, sondern v.a. auch erneut zu germanisieren wären, wie schon 1886 in Poznań (Posen) unter der Preußischen Ansiedlungskommission, nur diesmal auf sehr viel höherer Stufenleiter. Eine Politik, die wenige Jahre später zig Millionen Menschen das Leben kosten sollte.

In Bezug auf Palästina wurde die Lüge vom Land ohne Volk von den Zionisten jedoch nur umso erbitterter verfochten, je mehr sich der palästinensische Widerstand gegen die Vertreibung organisierte und anschwoll; und dieser langgehegte zionistische Traum wurde in der Nakba (1947-49) durch hunderttausendfache gewaltsame Vertreibung rücksichtslos militärisch durchgesetzt.

In Bezug auf Polen, Belorussland, die Ukraine, usw. würde heute niemand mehr wagen, von Germanisierung oder auch nur von einem Land ohne Volk zu reden. In Israel heute ist diese Ideologie weiterhin wirkmächtig. Israelische Botschafter können in der UN weiterhin von einem, dem „jüdischen Volk“ von Gott höchstpersönlich versprochenen Land sprechen (ohne ausgelacht zu werden!), Nakba-Gedenkfeiern werden unter Strafe gestellt, Arabisch als Landessprache abgeschafft[17], usw. 2018 wird im „Nationalstaatsgesetzt“ Israel als „nationale Heimstätte des jüdischen Volkes“ in der Verfassung verankert. Netanjahu bezeichnete dieses Gesetz als „Schlüsselmoment in der Geschichte des Zionismus und des Staates Israel“[18]. Denn das Kapitel kolonialer Landnahme und Vertreibung ist, was den Nahen Osten durch den Staat Israel betrifft, eben noch lange nicht beendet.

AG Palästina

Balfour-Deklaration

Die Balfour-Deklaration war das einschneidende Signal eines Wachwechsels im Nahen Osten und speziell in Palästina. Am 2. November 1917, kaum 36 Stunden nach der Schlacht um Bir Al-Sabaa (heute Hebräisch: Beer Sheva) im Negev, dem britischen Durchbruch bei der Eroberung Palästinas, erließ Außenminister Lord Balfour jene kurze Deklaration, in welcher die britische Krone den Zionisten die Errichtung einer nationalen Heimstätte in Palästina versprach und den 90 % Palästinensern keinerlei nationale Rechte, sondern nur kulturelle und religiöse „Minderheiten“-Rechte einräumte, wobei das Wort ‚Palästinenser‘ darin gar nicht auftaucht.

Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, mit der Maßgabe, dass nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern in Frage stellen könnte.

Palästina wurde militärisch britischer de-facto Kolonialbesitz und auf der Konferenz von Sanremo 1920 formell als Mandatsgebiet vom Völkerbund den Briten übertragen. Das international verbindliche Völkerbunds-Versprechen, das Mandat solle die Palästinenser in die Eigenstaatlichkeit führen, war von Anfang an nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt wurde. Hinter Lord Balfours Deklaration standen fünf unterschiedliche Motive.

Erstens war es ein zentrales Kriegsziel, sich an die Stelle des mit dem Deutschen Reich verbündeten Osmanischen Reichs zu setzen. Zweitens sollte Palästina geopolitisch die rechte Flanke des Suezkanals abdecken und war wesentliches Element des britischen Traums von einer Landbrücke bis zur Kronkolonie Indien[19]. Balfours Entscheidung war aber auch durch sein Verhältnis zu den Juden bestimmt. Das dritte Motiv war die britische Flüchtlingsabwehr, denn Millionen von Juden waren aus dem Zarenreich geflohen, bevorzugt nach England und in die USA.

Zudem waren schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Evangelikalen eine wichtige ideologische Strömung. Sie waren es, die die auch heute noch bestehende Vorstellung eines „Heiligen Landes“ prägten[20]. Balfour war selbst Antisemit und fürchtete viertens die Chimäre von der Macht einer internationalen Allianz jüdischer Bankiers. Im Kabinett gab es nur eine Gegenstimme gegen die Deklaration. Dies war die Stimme des einzigen jüdischen Mitglieds des Kriegskabinetts, E. Montagu. Dieser befand die Deklaration keineswegs als Gefallen sondern als Bedrohung für die Juden: „Juden werden daraufhin in jedem Land außer Palästina als Ausländer behandelt werden.“ –, sowie für die Palästinenser: „Wenn den Juden gesagt wird, dass Palästina ihr nationales Heim sei ... werden Sie eine (neue, jüdische) Bevölkerung in Palästina finden, die ihre gegenwärtigen Bewohner vertreibt und das Beste des Landes nimmt.

Und schließlich ging es fünftens auch um einen ganz neu aufgetretenen Feind, die Bolschewiki[21], die nur einen Tag zuvor die erste Sitzung des Petrograder Sowjets abgehalten hatten. Balfour phantasierte eine angebliche Allianz zwischen dem deutschen Kaiser und den Bolschewiki und zudem eine entscheidende Rolle von Juden in der Revolution. Das Versprechen einer jüdischen Heimstätte sollte England als Beschützer der Juden darstellen und deren Sympathie für Deutschland mindern. Genau die gleichen, antisemitischen Vorstellungen bewogen die Deutschen dann bei ihrer Gegenerklärung im Januar 1918 (s.u.).

Stellung der deutschen Juden zum Zionismus bis 1933

Ein Widerstand gegen diese deutsche Politik des Komitees Pro-Palästina wie auch der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) kam fast nur aus den Reihen der bürgerlich-liberalen, sog. assimilierten Juden.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Nur eine kleine Minderheit (geschätzte 10%) der deutschen Juden waren Zionisten (im ZVfD) oder für diesen empfänglich. Die große Masse der alteingesessenen und sich patriotisch als Deutsche fühlenden „assimilierten“ Juden (im Central-Verein) wollte mit ihnen nichts zu tun haben und bekämpfte sie sogar heftig, v.a. publizistisch. Ihre zahlenmäßig starke Organisation, der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV)[22], stand zwar politisch der DDP, sowie teils auch der SPD und anderen liberalen Parteien nahe, fand aber bei der deutschen Regierung in dieser Hinsicht kein Gehör[23]. Eine dritte Gruppe von Juden waren neu zuwandernde, meist arme Juden aus Osteuropa, die sich als Arbeiter oder prekär beschäftigt durchschlugen.

Die starke Auswanderungswelle aus Deutschland nach dem 1. Weltkrieg, und vor allem die weiterhin riesige Durchwanderungswelle von Millionen von „Ostjuden“ orientierte sich allerdings bevorzugt nach England und v.a. in die USA.[24]

Von den eingesessenen deutschen Juden verließen zwischen 1920 und 1932 nur etwa 40.000 Deutschland. Und hiervon wanderten lediglich 3.000 nach Palästina aus. Bis zum Machtantritt Hitlers war die zionistische Bewegung in Deutschland also ausgesprochen erfolglos. Die Masse der deutschen Juden waren eben keine Zionisten. Dementsprechend blieb auch während der Weimarer Republik die Mitgliedsstärke der ZVfD weit hinter der des CV zurück.

Die mangelnde Begeisterung für den Zionismus unter deutschen, „assimilierten“ Juden war auch eine Klassenfrage. Denn die Vorstellung von heroischer Bodenerschließung durch Säen und Pflügen hinterm Ochsen, mag als zionistischer Werbeslogan tauglich gewesen sein, hatte aber auf das städtische, gut situierte jüdische Bürgertum in Berlin oder Frankfurt wenig Ausstrahlungskraft[25].

Und noch eine zweite Unterscheidung ist wichtig: Während die Zionisten sich nicht am Abwehrkampf gegen den Faschismus und den immer rabiateren Antisemitismus der Nazis beteiligten[26], übernahm diese Aufgabe vor allen Dingen der liberale CV der „assimilierten“ Juden. Als Bürgerliche hatten diese Juden allerdings fast keine Berührungspunkte mit den Kommunisten oder linken Sozialdemokraten.

1 Jehuda Reinharz (Hg), 1981: Dokumente zur Geschichte des deutschen Zionismus 1882-1933 (Vol. 37). Mohr Siebeck, Tübingen, S. 212 f. Die fünf jüdischen Vertreter, d.h. Otto Warburg, Arthur Hantke, Franz Oppenheimer, Adolf Friedemann und Moritz Sobernheim, waren alle Zionisten oder Sympathisanten der zionistischen Bewegung.

2 „Adenauer unterstützte in den 1920er Jahren den Gedanken eines Staates für das jüdische Volk nicht zuletzt durch seine Mitgliedschaft im Pro-Palästina-Komitee.“, vermeldet stolz die Konrad-Adenauer-Stiftung auf ihrer Website. www.konrad-adenauer.de/politikfelder/seite/israel-und-judentum/

3 Ein weiterer, in völkischer Tradition stehender Grund dafür war die Hoffnung, den Zustrom osteuropäischer Juden von Deutschland nach Palästina umzulenken und vielleicht auch deutsche Juden zur Auswanderung ermuntern zu können.

4 Ursprünglich, 1894 als National-Jüdische Vereinigung in Köln gegründet, 1897 umbenannt in ZVfD. Zu ihren Hochzeiten in den 1920er Jahren umfasste sie 20 Tausend Mitglieder in Deutschland (mehr dazu im 3. Teil der Artikelserie). (Wochenzeitung: Jüdische Rundschau – 1902-1938; maximale Auflage 1934-37: 37.000 Stück)

5 Sobernheim (1872-1933) war 1918 Gründer und dann bis 1932, also die ganze Weimarer Republik hindurch, Leiter des Referats Deutsch-Jüdische Beziehungen im AA. Sobernheim, selbst Jude und überzeugter Zionist, war zugleich Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums und zwischen 1922 und 1931 mehrfach Vorstandsmitglied im ebenfalls einflussreichen Berliner jüdischen Hilfsverein „Gesellschaft der Freunde“, welchem er schon als junger Mann im Jahre 1894 beigetreten war.

6 Siehe hierzu: Francis Nicosia (1985): Third Reich & Pal. Question, (Austin Tx: Texas Univ. Press)

7 Naumann, F. (1909). „ Asia“: eine Orientreise über Athen, Konstantinopel, Baalbek, Nazareth, Jerusalem, Kairo, Neapel. Berlin, Buchverlag der „Hilfe“.

8 „Es ist ein Chaos von schreiendem Elend und entsittlichender Bettelwirtschaft“ (Orientreise)

9 Ab 1884 in Namibia, „Deutsch Südwest“.

10 Springers WELT beklatscht „zahlreiche Impulse zu Modernisierung“  siehe Bild aus „Die WELT“ (Quelle: www.welt.de/geschichte/gallery128383711/Deutsch-Ostafrika-eine-deutsche-Kolonie.html )

11 Am 10.9.1926, dem Beitritt, war davon allerdings nicht mehr die Rede, sehr zum Missfallen der deutschen Revanchisten – www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0089_str&object=pdf&st=&l=de

12 Außenminister Stresemann stellte im Herbst 1924 als Bedingung für den Beitritt Deutschlands zum Völkerbund, die Erwartung, „am Mandatssystem des Völkerbunds für die Kolonien beteiligt zu werden.“ (Am 10.9.1926, dem Beitritt, war davon allerdings nicht mehr die Rede, zum Missfallen der deutschen Revanchisten) – www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0089_str & object=pdf&st=&l=de

13 Er rangierte zeitweise noch vor Karl May und Ludwig Ganghofer.

14 1944 letzte Auflage bei Bertelsmann. Eine weitere Auflage von einer halben Million Exemplare wurde für die Organisation Todt (SS) geplant, konnte aber nicht mehr realisiert werden. Hundertausende Exemplare der Bertelsmann-Ausgabe konnten gegen Kriegsende nicht mehr verkauft werden und fanden sich nach dem Krieg als „Jugendbuch“ in den Wühltischen westdeutscher Antiquariate. In der Sowjetischen Besatzungszone hingegen wurde der Roman 1945 von der Zentralverwaltung für Volksbildung (DZVV) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt. 

15 Sein Vater war 1882 Mitbegründer des Deutschen Kolonialvereins.

16 K. Tucholsky (1928): Grimms Märchen (Berlin: Die Weltbühne 36/28) www.textlog.de/tucholsky-grimms-maerchen.html

17 Hierin nicht unähnlich der Politik Zelenskijs in der Ukraine, der bereits 2021 russisch als Landessprache verbot

18 de.wikipedia.org/wiki/Nationalstaatsgesetz_%28Israel%29

19 Von Westen her hatten die Briten über das Mittelmeer hinweg eine Kette von Flottenstützpunkten aufgereiht, darunter Gibraltar, Malta, und Zypern. Nach Osten folgten die heutigen Staaten Jordanien und Iraq. Selbst in Persien hatte England schon Einflusszonen.

20 Der schottische Pastor A. Keith sprach schon 1843 von einem Volk ohne Land und von einem Land ohne Volk, später ein zentraler Schlachtruf der Zionisten.

21 Nur nach julianischem Kalender im Oktober, nach dem westlichen, gregorianischen dagegen am 7. November

22 CV – Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, gegründet im März 1893 in Berlin und hatte 1926 über 60.000 Mitglieder. Er trat v.a. gegen den anwachsenden Antisemitismus und für die Gleichberechtigung der Juden in Deutschland ein. Als national eingestellte, ‚patriotische‘ deutsche Juden waren sie gegen den Zionismus und dessen Idee der Auswanderung. (Zeitung: Im Deutschen Reich; max. Auflage 1913: 37.000 Stück, monatlich)

23 Zahlenmäßig fielen die rund 500.000 Juden Deutschlands als knapp 1% der Wahlbevölkerung eben kaum ins Gewicht.

24 In den USA erreichte diese Einwanderung süd- und osteuropäischer Juden nach 1918 einen Höhepunkt. Sie wurde aber 1921 und besonders 1924 durch den Immigration Act scharf eingeschränkt. Dieser blieb auch während des Faschismus und bis 1965 in Kraft. Für jede nationale Gruppe im Ausland geborener Amerikaner wurde eine maximale Einwanderungsquote von 2% festgelegt (für süd- und osteuropäische Juden sogar de-facto nur 0,4%).

25 Und vor Ort, in Palästina, beklagten zionistische Führer, dass sich die meisten, vor allem die deutschen Immigranten nicht die Finger schmutzig machen und lieber in die Städte ziehen wollten. Im Spitznamen „Jecke“, für deutsche Juden in Israel schwingt bis heute das Bild einer deutschen Großmutter mit Meißener Porzellan und besonderen Tischmanieren mit ...

26 Die Zionisten betrachteten dies als Zeitverschwendung und behinderten diesen Kampf eher. Antisemitismus in nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaften war ihnen beinahe verständlich, jedenfalls ein unabänderliches Wesensmerkmal in Europa. Das Übel war für sie die Diaspora selbst – nur die Emigration konnte helfen. Herzl notierte in sein Tagebuch: „Die Antisemiten haben recht behalten. Gönnen wir es ihnen, denn auch wir werden glücklich.“

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