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Nachruf auf Alfred Förster

„Brüder in eins nun die Hände“ – diese Worte aus dem berühmten Arbeiterlied standen auf dem Gebinde, das Genossen der Gruppe KAZ auf der Gedenkfeier in Bernau für Alfred niederlegten.

Alfred, geb. 1928, wuchs als Ältester von fünf Brüdern in einer schlesischen Bergarbeiterfamilie auf. Dem Kredo des Vaters folgend, der einst sagte: „Jungs, der Krieg ist nichts für uns arme Leute!“, gelang Alfred ohne Teilnahme an Kampfhandlungen die Flucht aus dem „Vokssturm“, kam aber in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Von sow­jetischen Ärzten aus schwerer Erkrankung gerettet, vergaß er niemals, dass es deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion oft besser ging als den Einheimischen.

1946 kehrte er in das zerstörte Leipzig zurück. Im SHA-Verlag bei Köhler und Volkmar als Pack- und Transportarbeiter begann er, die ersten Auseinandersetzungen um den Wiederaufbau in Betrieb und Gewerkschaft zu führen und die Kraft der Arbeiterklasse zu erkennen. 1948 schloss er sich der SED an. Herrmann Duncker wurde auf ihn aufmerksam und er wurde schließlich sein Assistent an der 1949 eröffneten Hochschule des FDGB. Herrmann Duncker, mit dem er führende Persönlichkeiten der DDR, wie Wilhelm Pieck, Herrmann Matern, Gerhard Hautzsch und Bertolt Brecht kennen lernte, blieb er auch nach dessen Tod 1960 verpflichtet. Er arbeitete maßgeblich an der Biographie „Herrmann Duncker, Lehrer dreier Generationen“ mit. Als Professor für Geschichte der Arbeiterbewegung wirkte er an der Heranbildung von zahlreichen Gewerkschaftskadern aus vielen Ländern Asiens, Afrikas, Südamerikas, Ländern des RGW und natürlich der DDR mit. Mit vielen Lehrern und Gewerkschaftsfunktionären (aus dem WGB) verband ihn enge Freundschaft, unvergessen Jarda Tehle, ehemals persönlicher Referent des tschechoslowakischen Staatspräsidenten, Antonin („Tonicek“) Zapotocky.

Die Konterrevolution in der DDR und die Einverleibung durch den deutschen Imperialismus beraubten Alfred seiner beruflichen und sozialen Stellung. Er suchte den Kontakt mit Kommunisten, was für ihn auch eine Form der Selbstvergewisserung war, dass der Kampf um den Sozialismus in der DDR und sein Einsatz dafür nicht vergeblich waren. So haben wir ihn kennen gelernt und ihn eingeladen, in Westdeutschland über die Errungenschaften der Arbeiterbewegung und des FDGB in der DDR zu berichten – gerade auch angesichts der schmählichen Haltung der DGB-Führung bei der Zerschlagung des FDGB auf den Spuren des deutschen Imperialismus. Alfred blieb aber auch Mitglied der PDS, in der sich auch die meisten seiner ehemaligen Kollegen sammelten. Die PDS war für ihn auch die Plattform, von der aus Alfred an führender Stelle um den Erhalt der baulichen Substanz der Hochschule in Bernau, seiner langjährigen Wirkungsstätte kämpfte. Wenn heute Besucher dieses großartige Denkmal der Bauhausarchitektur wieder besuchen können, dann sollten sie an Alfred Förster denken. Denn nach 1990 standen die Zeichen auf Abriss. Die 1932 nach den Plänen der Bauhausarchitekten Meyer und Wittwer eröffnete Hochschule des ADGB war den verantwortlichen Einverleibungsbarbaren keinen Pfifferling wert. Durch Sammeln von Verbündeten, durch unzählige Führungen, durch Knüpfen von Kontakten zu anderen Bauhausinteressierten, durch Schriften und Broschüren gelang es Alfred und seinen Mitstreitern schließlich nach 20-jähriger unermüdlicher Arbeit, dass ein Träger gefunden werden konnte, um dieses Meisterwerk in seinem großzügigen Areal in neuem Glanz wieder entstehen zu lassen.

Selbstverständlich war Alfred, so oft er konnte, Teilnehmer an den Gedenkfeiern für Ernst Thälmann und an der jährlichen Demonstration für Karl und Rosa, am 1. Mai, am Weltfriedenstag.

Für Alfred, der gerne die Welt kennen lernte, war Reisen und Wandern nicht nur ein Beitrag zur eigenen Erbauung, sondern auch Form des Erlebens im Kollektiv, des Zusammenwirkens und der gegenseitigen Unterstützung. So war er bis zuletzt ein Wanderer für die Sache der Arbeiterklasse.

In diesem Sinn, Alfred, Genosse, „… Brüder, das Sterben verlacht. Ewig der Sklaverei ein Ende, heilig die letzte Schlacht!“

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