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Für Dialektik in Organisationsfragen

Der neue Bestseller der IG Metall

Ist das was für mein Kind?

Die IG Metall hat das Pixi-Buch „Mehr Zeit für die Familie” rausgebracht. Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich das meinem Sohn vorlesen würde, um ihm die Gewerkschaft zu erklären bzw. ihm zu erklären, warum es wichtig ist, später in die Gewerkschaft einzutreten. Ich kam zu den Entschluss, es ihm aus mehreren Gründen nicht vorzulesen.

In dem Buch wird erzählt, dass Frauen dafür streiken, später in die Arbeit kommen zu dürfen, um vorher ihre Kinder in den Kindergarten bringen zu können. Die wichtigste Zeit am Tag ist doch der Nachmittag. Wir sollten für Arbeitszeitverkürzung bei gleicher Lohnfortzahlung streiken und nicht dafür, dass wir später anfangen können, um länger zu arbeiten. In der DDR hat es doch auch funktioniert. Meine Eltern haben sogar Schicht gearbeitet und ich bin in den Kindergarten gegangen. Es wurden Kindergartenplätze geschaffen, die sich nach den Bedürfnissen der Arbeiter gerichtet haben. Heute können viele Frauen, vor allem alleinerziehende Mütter, aber auch Väter nicht mehr arbeiten gehen, da es zu wenig Kindergartenplätze gibt und wenn es sie gibt, dann sind sie für viele zu teuer und unbezahlbar.

Außerdem wird es in diesem Buch so dargestellt, als könnte man alles erreichen, wenn man nur einmal streikt. Nein, so ist es leider auch nicht, die Realität sieht anders aus. Schauen wir doch mal zu Mercedes nach Bremen, wo die Arbeiter noch nicht mal um Arbeitszeitverkürzung gestreikt haben, nein, sie haben dafür gestreikt, dass Leiharbeit und Werkverträge verboten werden, also um Gleichstellung unter den Arbeitern herzustellen. 761 Abmahnungen gab es, die Gewerkschaftsführung verweigert die Unterstützung der Arbeiter, obwohl die Arbeiter in der Gewerkschaft sind. Statt auf dem Gewerkschaftstag Solidaritätsaktionen für die Kollegen von Daimler kundzutun, sowie Streiks für die abgemahnten Daimler-Kollegen zu organisieren, wurden, wie ich erfahren habe, haufenweise von diesen Pixi-Büchlein verteilt. Was für ein Hohn muss es doch für die Kollegen von Daimler sein, die darin auch noch lesen, wie die Kinder gegen ihre Erzieher streiken, weil sie so viel basteln müssen.

Ich finde es falsch, dass sich die Kinder in diesem Buch gegen ihre Erzieher stellen. Dass die Kinder nicht jeden Tag basteln wollen, kann ich mir gut vorstellen, aber es ist Sache der Eltern und Erzieher dies zu lösen. Den Kindern wird hier beigebracht, die Kapitalisten mit den Erziehern gleichzustellen. Anders wäre es, mit den Erziehern gemeinsam zu streiken, weil die Erzieher mehr Spielzeug benötigen, um den Kindern Abwechslung zu bieten. Als Nächstes gehen unsere Kinder womöglich noch auf die Straße, weil sie keinen Bock auf Mathe haben. Dagegen sind die Schülerstreiks gegen Rassismus etwas ganz anderes und sollten unterstützt werden.

Wir sollten den Kindern möglichst früh die Wichtigkeit der Gewerkschaften vermitteln. Also rein in die Gewerkschaften und gemeinsam für die Durchsetzung unserer Interessen streiken, nur so können wir uns unsere Gewerkschaften wiederholen und sie auch wieder zu unseren Kampforganisationen machen.

Mel B.

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